Ariane Lüthi, ein WM Podium als Belohnung für eine großartige Athletin

Ariane Lüthi hat eine der besten Erfolgsbilanzen im Marathon-Mountainbiking. Allerdings musste sie bis zu ihrem zehnten Versuch warten, um endlich eine Medaille bei der Weltmeisterschaft zu gewinnen. Sie blickt mit uns auf eine ganz besondere Saison zurück, die natürlich von Covid geprägt war, aber auch vom Auftauchen neuer Namen in der Marathon-Mountainbike-Szene der Frauen!

Die Corona-Pandemie hat die MTB-Saison stark beeinträchtigt, da viele Rennen abgesagt oder verschoben wurden. Wie hast du diese Situation als Sportlerin erlebt und wie hast du es geschafft, motiviert zu bleiben, für Ziele zu trainieren, die ständig nach hinten verschoben wurden?

Die Absage der Cape Epic nicht einmal zwei Tage vor dem Start war eine grosse Enttäuschung und kam für mich sehr unerwartet. Ich war völlig auf dieses Rennen fokussiert und obschon ich die Nachrichten ein bisschen verfolgt habe, habe ich den Gedanken, dass das Rennen wegen Corona abgesagt werden könnte, nicht zugelassen. Mein Körper hat eine gewisse Spannung aufgebaut und um diese zu halten, gab es für mich die Möglichkeit einer Absage nicht. Als es dann doch geschah, fiel plötzlich die ganze Spannung weg. Das fühlte sich sehr seltsam an. 

Die Absage der anderen Rennen war nicht schwer zu verkraften, da es eher absehbar war. Nachdem die EM und SM im Juni abgesagt worden waren, habe ich eine Pause eingelegt und es trainingsmässig für ein paar Wochen etwas ruhiger genommen. Dies gab mir Zeit, mich mit anderen Sachen als dem Sport zu beschäftigen und das hat mir extrem gut getan. Danach war ich so motiviert wie schon lange nicht mehr, das Beste aus mir heraus zu holen. Rückblickend habe ich bemerkt, dass sich nach zehn Jahren, in denen ich sehr viele Rennen gefahren bin, wohl eine gewisse Müdigkeit bei mir eingeschlichen hat, auch die letzten Prozente zu geben.  Natürlich war es ein riesiger Vorteil, dass wir in der Schweiz, nicht wie in anderen Ländern, immer draussen trainieren konnten und auch schon im Juli wieder Rennen fahren konnten. Das, und die Tatsache, dass sich mein Hauptziel, die Marathon-WM im Oktober nie verschoben hat, machte es mir bestimmt einfacher, motiviert zu bleiben. 

Die Bronzemedaille an den Weltmeisterschaften ist wohl einer deiner größten Erfolge. Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie das Rennen gelaufen ist?

Das Rennen bestand aus relativ flachen 10 Kilometern Anfahrt und Rückfahrt zu und von einer 30km langen Runde, die wir zweimal absolvierten, – also total 80km. Die Strecke war technisch nicht wirklich anspruchsvoll. Es gab nur ein paar holprige Abfahrten auf Jeeptracks, aber dafür waren ein paar knackige Anstiege drin, bei denen man sich konzentrieren musste, um nicht absteigen zu müssen.  Am Ende des ersten Anstieges konnte sich eine 6-köpfige Gruppe absetzen. Ich konnte knapp nicht mithalten, respektive entschied mich, ein paar Körner zu sparen. Kurz nach der zweiten Verpflegung um Kilometer 24 konnte ich wieder aufschliessen, da die Spitzengruppe auf den Asphaltstücken taktierte. Auf der zweiten Runde fielen zwei Fahrerinnen aus der Spitzengruppe, bis sich schliesslich Ramona, Maja Wloszczowska und Yana Belomonia vorne absetzen konnten. Robyn de Groot und ich kämpften auf Rang 4 und 5 um den Anschluss. Im letzten Downhill, bevor es auf die letzten, eher flachen und schnellen 10 km zurück ins Ziel ging, konnte ich Robyn distanzieren. Auf das Flachstück einfahrend habe ich noch gezweifelt, ob ich auf meine südafrikanische Kollegin warten sollte, um in Zusammenarbeit mit ihr grössere Chancen zu haben, die Top-3 doch noch zu erreichen. Irgendwie hatte ich jedoch ein Gefühl, dass eine der drei Spitzenfahrerinnen noch zurückfallen wird. Kurz darauf, sah ich denn auch Yana vor mir. Ich dachte mir, „jetzt oder nie“ und attackierte sie, so dass sie nicht mitfahren konnte. Yana reagierte aber nicht mehr gross, denn sie hatte anscheinend zu grosse Schmerzen von ihrem Sturz im letzten Downhill, von dem ich da noch nichts wusste. 

Nach zehn Weltmeisterschafts-Teilnahmen ist diese Leistung sicher auch der Erfahrung geschuldet, die du in deiner Karriere gesammelt hast. Was glaubst du, war ausschlaggebend dafür, dass du das Podium erreicht hast?

Es gibt bestimmt talentiertere Fahrerinnen als ich, deshalb musste wirklich alles stimmen, damit ich diesen Podestplatz erreichen konnte, inklusive dem nötigen Rennglück. Die Grundlage für das Resultat war eine sehr gute Form. Meine Zahlen sahen so gut wie noch selten aus. Die Erfahrung hat mir aber dann bestimmt bei der Umsetzung der richtigen Taktik geholfen. Im Rennen in Sakarya war es entscheidend, dass ich nach meinen Möglichkeiten fuhr, die Spitze an den Anstiegen ziehen liess und nicht mit den Crosscountry-Fahrerinnen auf Biegen und Brechen mitging. Die Erkenntnisse die ich aus anderen Rennen gezogen habe, haben mir Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten gegeben und ich habe den Glauben nicht sogleich verloren, als ich abgehängt wurde. 

Abgesehen von den Weltmeisterschaften, wie lautet deine Einschätzung zu dieser Saison?

Vor der Cape Epic hatte ich Probleme mit einer Virusinfektion und konnte an den Vorbereitungsrennen nicht wirklich glänzen und natürlich war ich als Titelverteidigerin mit dem zweiten Platz an der SM nicht zufrieden, aber ansonsten war es eine sehr gute Saison für mich. Es ist nicht einfach in jene Form zu kommen, die ich an der WM hatte. Allein diese Zahlen hinzubekommen, war ein super Gefühl und natürlich war ich hin und weg mit dem Resultat an der WM.

Du wurdest Zweite bei der Schweizer Meisterschaft hinter Steffi Häberlin und bei der Weltmeisterschaft gewann eine andere Schweizerin, Ramona Forchini. Was hältst du von diesen neuen Frauen, die der Schweizer Mountainbike-Marathon-Szene ihren Stempel aufdrücken?

Die letzten Jahre waren es immer etwa die gleichen Namen, welche an der Marathon-SM ums Trikot kämpften. Das war dieses Jahr definitiv anders und es ist extrem erfreulich endlich junges Blut im Feld zu haben. Als Irina Lützelschwab sich vom Feld distanzierte, fragten wir Verfolgerinnen uns gegenseitig, ob sie denn eigentlich Schweizerin war oder nicht, da wir sie noch nicht gekannt hatten. Steffi, Ramona wie auch Irina sind offensichtlich sehr talentiert. Ich hoffe sehr, dass sie die Marathondisziplin weiterhin beleben werden.

Was können wir dir für die kommende Saison wünschen?

Gute Gesundheit ist immer gut und wenn ich noch einen zweiten Wunsch frei habe, dann gerne das Europameistertrikot in Evolène. 😉


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